Endlich sei auch digitales Umdenken in der Baubranche angesagt, so die Meinung von Emmanuel Gilgen. Der Gründer der Initiative building360 beleuchtet, welche Transformation durch die Corona-Krise in der Branche angestossen wird und lanciert ein neues Bau-Branchen-Netzwerk.
von Emmanuel Gilgen
Die Baubranche blieb verschont, während die Musik-Branche, der Detailhandel oder die Taxi-Industrie in den vergangenen Jahren einen starken Wandel erlebten. Die Globalisierung, die Digitalisierung und nicht zuletzt auch Krisen wie das Platzen der „Dotcom-Blase“ 2000 oder die Finanzkrise ab 2007 haben Geschäftsmodelle infrage gestellt, oder sie wurden durch neue abgelöst.
Zwar wurden in der Bau- und Planungsbranche digitale Methoden eingeführt und auch BIM – Building Information Modeling – ist immer präsenter. Objektiv betrachtet, hat sich am bekannten Geschäftsmodell allerdings kaum etwas verändert. Die stark hierarchischen und fragmentierten, tayloristischen Strukturen blieben bestehen.
Diese Strukturen gehen auf Frederick Taylor (1856-1915) zurück. Seine Idee war die konsequente Trennung des Denkens, was den Managern vorbehalten war, vom Handeln der Arbeiterschaft. Die Bau- und Planungsbranche hat ähnliche Strukturen und die Trennung zwischen Planern und Unternehmern ist weiterhin Realität.
Die Covid-19-Krise hat Millionen von ArbeitnehmerInnen ins Homeoffice verbannt. Diesmal war und ist auch die Bau- und Planungsbranche direkt betroffen. Die Branche war gezwungen, digital umzudenken. Hierarchische Kontrollen über physische Präsenz waren nur teilweise möglich. Durch Videokonferenzen veränderte sich auch die Zusammenarbeit: Das gegenseitige Vertrauen steigt und wir begegnen uns vermehrt auf Augenhöhe.
Ist Corona der Auslöser für einen Branchenwandel? Wie verändern sich Lebens- und Arbeitsformen und welchen Einfluss hat das auf die Bau- und Planungsbranche? Welche Erfahrungen machen andere oder welche Lehren ziehen sie für ihre Zukunft?
Solche Fragen werden im neu lancierten Bau-Branchen-Netzwerk building360.net aufgegriffen und diskutiert. Das Netzwerk mit seinen Mitgliedern nutzt zum Austausch ein digitales Whiteboard und einen WhatsApp-Kanal. Kurze Videos von Opinion Leadern greifen Themen auf und Ideen werden zukunftsgerichtet weiterentwickelt.
Emmanuel Gilgen, Jahrgang 1988, ist Co-Gründer der digitalen Community-Plattform building360.net, die sich mit Entwicklungschancen der Bau- und Planungsbranche beschäftigt. Der ursprüngliche Hochbauzeichner besitzt Abschlüsse als Techniker HF und einen Master of Advanced Studies in Baumanagement. Viele Jahre arbeitete er als Projektleiter im Bereich Architektur und Baumanagement und beschäftigte sich als Prozess-, Qualitäts- und Wissensmanager zuletzt stark mit Aspekten der Organisationsentwicklung und Kulturtransformation.
Quelle: immo-invest.ch